Naturschutzgebiet Binz

Flora und Fauna

Das Naturschutzgebiet Binz ist Teil eines grossen, ehemaligen Lehmabbaugebietes. Anfang der Siebzigerjahre, auf dem Höhepunkt des Lehmabbaus am Uetliberghang, fleuchte, kreuchte und quakte es nur so in den Lehmgruben. Seit die Ziegeleien ihren Betrieb eingestellt haben und die meisten Flächen bebaut worden sind, ist es ruhiger geworden in der "Binz". Die Naturschutzgruppe und die privaten Grundeigentümer sorgen dafür, dass das Froschkonzert nicht ganz aus dem Quartier verschwindet und der Falke hin und wieder. vorbeischaut.

Bei einem Rundgang durch das Naturschutzgebiet lassen sich Grasfrösche, Erdkröten, Bergmolche und Fadenmolche in den Teichen beobachten. Man sieht die Heidelibelle, den Plattbauch, die Blaugrüne Mosaikjungfer und andere Libellen über die Wasseroberfläche jagen.

In den feuchten Wiesen und Schilfbeständen kann man beispielsweise die Kreuzblume, den Riesenschachtelhalm oder das Zottige Weideröschen entdecken. Auf der Suche nach Nektar flattert hin und wieder ein Bläuling oder ein Blutströpfchen vorbei. Das Zirpen der Langflügeligen Schwertschrecke kann man auf Stadtgebiet wohl nur noch hier vernehmen. Auch die Strauchschrecke singt hier mit dem Heupferd im Duett. Von den rund 40 beobachteten Vogelarten brüten etwa die Hälfte im Gebiet, so der Zaunkönig, der Kernbeisser und der Teichrohrsänger.

Als Nahrungsgäste kommen der Feldschwirl, der Fitis und die Rohrammer gerne in die "Binz". Mehlschwalben suchen sich hier lehmiges Material, um ihre Nester an den nahe gelegenen Gebäuden zu bauen. Turmfalken lassen sich ebenfalls regelmässig bei der Jagd im Rüttelflug beobachten.

Pflege

Die regelmässige Pflege des Gebietes ist von grosser Bedeutung. Die meisten der hier vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind sehr licht- und wärmebedürftig. Der nährstoffreiche Lehmuntergrund würde ohne menschliches Zutun rasch verbuschen und schliesslich zu einem dichten Wald werden. Daher müssen die Wiesen und das Schilf regelmässig gemäht und die Hecken gelegentlich durchforstet werden. Ab und zu soll ausserdem die Vegetationsdecke stellenweise abgeschürft werden, wie das beim Lehmabbau regelmässig geschehen ist. Die Unterhaltsarbeiten werden von den Grundeigentümern zusammen mit der Naturschutzgruppe Binz ausgeführt. Die jährlich wechselnden Arbeiten sind in einem Pflegeplan genau festgehalten und auf die vorkommenden Tier- und Pflanzenarten abgestimmt. Die Naturschutzgruppe Binz unterstützt die Unterhaltsarbeiten der Grundeigentümerin durch ihre Arbeitstage.

Probleme

Probleme bereiten verwilderte Gartenpflanzen, welche durch ihre Konkurrenzkraft die natürliche Vegetationsdecke verdrängen. Problematisch ist zum Beispiel die Teppichmispel (Cotoneaster), eine beliebte Bodendeckerpflanze der Achzigerjahre. Durch ihren kriechenden Wuchs entgeht sie den Mähmaschinen, und mit ihren ausläuferbildenden Trieben verbreitet sie sich schnell. Zum ernsthaften Problem wird sie aber erst durch die Tatsache, dass sie dem Feuerbrand als Wirt dient. Feuerbrand wird durch ein Bakterium Namens "Erwinia amylovora" verursacht, welches die Zellwände verschiedener Kernobstbäume befällt. So kann der Feuerbrand innert Jahresfrist ganze Obstgärten vernichten. Durch Ausgraben einzelner Pflanzen und durch Abschürfen der Vegetationsdecke versucht man, das unscheinbare Pflänzchen loszuwerden. Die Teppichmispel ist unter Kontrolle - aber ganz eliminieren wird man sie wohl nie können.

Zukunft

Das Naturschutzgebiet Binz soll auch in Zukunft ein vielfältiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere darstellen und Ort für Naturbeobachtungen sein. Die Naturschutzgruppe Binz setzt sich dafür ein, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Siedlungen wieder einen stärkeren Bezug zum Gebiet erhalten. Sie sollen den Naturraum vermehrt als Erholungs- und Naturerlebnisraum nutzen können, ohne dessen Wert zu mindern.

Geschichte

Das heutige Naturschutzgebiet Binz am Fusse des Uetliberges wurde wahrscheinlich schon von Kelten und Römern zur Lehmgewinnung genutzt. Historisch belegt ist der Lehmabbau jedoch erst ab dem 14. Jahrhundert. Mitte der Siebzigerjahre stellten die Zürcher Ziegeleien den Lehmabbau am Uetliberghang aus wirtschaftlichen Gründen ein. Die frei gewordenen Flächen wurden teilweise mit Wohnsiedlungen und lndustriebetrieben überbaut. 1983 formierte sich aus der besorgten Quartierbevölkerung die Naturschutzgruppe Binz, welche sich seither für die Erhaltung der ehemaligen Lehmgrube einsetzt und sich um die Pflege des Gebietes kümmert. Aufgrund der äusserst vielfältigen Flora und Fauna, welche sich durch den jahrhundertelangen Lehmabbau einstellte, erliess der Stadtrat 1984 eine kommunale Schutzverfügung. lm gleichen Jahr verkauften die Zürcher Ziegeleien das Gebiet.

Auf dem Grubengrund entstand Anfang der Neunzigerjahre ein Fernmeldezentrum mit naturnaher Umgebungsgestaltung. Heute pflegen die Grundeigentümer in Zusammenarbeit mit der Naturschutzgruppe dieses Gebiet. Leider wurde das Grundstück aus Haftungsgründen eingezäunt, was eine intensivere Beziehung der Anwohnerinnen und Anwohner zum Naturschutzgebiet stark erschwert. Zur ökologischen Aufwertung und biologischen Wieder-Vernetzung des Naturschutzgebietes mit dem Uetliberghang liess die Stadt Zürich 1997 den vor Jahrzehnten unter die Erde verbannten Kolbenhofbach wieder oberirdisch fliessen.

Jahrtausende alte Funde im Lehm

Der Lehm hat neben seinem wasserstauenden Effekt jedoch auch noch eine andere Besonderheit: er kann Objekte luftdicht einschliessen und sie so für lange Zeit konservieren. Diesem Effekt ist es zu verdanken, dass Daniel Nievergelt von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft einen sensationellen Fund verzeichnen konnte. In eben dieser Baugrube stiess er zufällig auf die gut erhaltenen Überreste eines Kiefernwaldes, der kurz nach der letzten Eiszeit am Fuss des Üetlibergs gewachsen sein muss. Die Zahlen sind eindrücklich:

Gut 150 Baumstrünke samt Wurzelstock, meist Kiefern, aber auch einige Birken, konnten mittlerweile geborgen werden
Die Datierung mittels 14C-Methode ergab ein Alter von 14'000 Jahren
Der Fund gilt nicht nur wegen des hohen Alters und der grossen Anzahl der Bäume als wertvoll, sondern auch weil man sich von deren Erforschung neue Erkenntnisse in verschiedenen Feldern erhofft. Da der nacheiszeitliche Wald gut 2'000 Jahre älter ist als die bisher bekannten Holzfunde, kann der Jahrringkalender um diese Zeitspanne nach hinten erweitert werden. Die Auswertung soll zudem das Wissen über damalige Klimaverhältnisse und Klimaveränderungen, Waldbrände, Erdbeben und Vulkanausbrüche sowie über den Ursprung und die Entwicklung des gesamten europäischen Waldes erweitern. Die grosse Menge an erforschbarem Material bildet hierfür eine breite Datengrundlage, was die Resultate verlässlicher macht im Vergleich zu Schlussfolgerungen aus gleichartigen, aber deutlich kleineren Funden.

Quelle: Fallstudie Lehmgrube Binz,  Naturschutz und Naturschutzbiologie (701-0310-00L),

Juni 2013, Bischofberger Anna, Künzli Manja, Spiess Ursula, Stämpfli Fabienne, Wittwer Rebekka

Vereinsvorstand und Kommissionsmitglieder

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Silvia Müller, Präsidium

Umweltnaturwissenschafterin, Exkursionsleiterin
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Esther Bärtschi

Biologin, Umweltbildnerin, Feldornithologin

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Madlaina Cantieni

Biologin, Feldornithologin, Exkursionsleiterin, Wirtschaftsinformatikerin
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Barbara Engeli

Humantoxikologin, Feldornithologin, Exkursionsleiterin, Feldbotanikerin
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Nora Hug 

Umweltingenieurin, Projektleiterin bei Pro Natura Zürich
Präsidentin Naturschutzgruppe Binz

Saskia Jenny

Zoologin, Exkursionsleiterin, Führungen im Zoo und im Igelzentrum, WWF Umweltbildung
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Andy Kleinhans, Kassier

Betriebswirtschafter, Finanz- und Anlageexperte, Investment Capability Specialist Asset Management

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Sandra Schwarz, Website

Kommunikatorin, Feldornithologin
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Yvonne Schwarzenbach

Biologin, Feldornithologin, Exkursionsleiterin, Geschäftsleiterin Versaplan
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Heidi Huber Tremp

Biologin, Biologie-Lehrerin
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Matthias Wüest

Biologe, Feldornithologe, Exkursionsleiter, Lehrer